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Der Kampf gegen den Krebs ist eine der größten Herausforderungen für die Medizin. Die Chemotherapie gilt als klassische Behandlungsmethode, hatte jedoch stets auch mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen: Die aggressiven Medikamente stoppen nicht nur die Vermehrung der Krebszellen, sondern schädigen auch gesundes Gewebe.
Mit einem grundlegend neuen Ansatz gelang es dem Franzosen Patrick Couvreur, diese unheilige Allianz aus Heilung und Schädigung zu durchbrechen. Dafür hat er jetzt in Amsterdam den Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie „Forschung“ erhalten.
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Couvreur verpackte Krebsmedikamente in winzige Kapseln, 70-mal kleiner als rote Blutkörperchen. Diese Nanokapseln befördern das Heilmittel durch die Blutbahn gezielt bis an den Ort der gewünschten Wirkung. Dort können die Substanzen ihre volle Kraft gegen die Krebszellen entfalten, ohne dass dabei gesundes Gewebe zerstört wird.
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Besonders nützlich haben sich Couvreurs Nanokapseln für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs erwiesen, an dem in Europa jährlich etwa 65.000 Menschen sterben und der nach Schätzungen für das Jahr 2015 weltweit 1,5 Milliarden Dollar Behandlungskosten verursachen wird. Doch Couvreurs Kapseln wirken nicht allein gegen Krebs, sondern sind auch gegen Infektionskrankheiten wie Aids einsetzbar.
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Längst haben sich auch andere Wissenschaftler der Erforschung jener Nanoverpackungen verschrieben. So gibt es Versuche, Kapseln aus magnetischen Nanomaterialien mit Hilfe von Magnetfeldern an ihr Ziel im Körper zu steuern.
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Couvreur selbst arbeitet mit seinem Forschungsteam inzwischen an der dritten Generation von Nanopartikeln, die eine zehnfach stärkere Wirkung auf Krebszellen versprechen. Das neue Medikament wurde 2011 patentiert und durchläuft derzeit Phase III der klinischen Studien. Die Zulassung seitens der EU-Regulierungsbehörden wird für 2015/2016 erwartet.