Interaktive GrafikDie weltweiten Krisenherde

Nicht nur am Horn von Afrika haben Reedereien mit Piraterie zu kämpfen. Auch im Westen Afrikas oder im Chinesischen Meer werden Schiffe von Seeräubern bedroht. Das sind laut den Informationen des International Maritime Bureau und der Bundespolizei See die gefährlichsten Gewässer der Welt.

Krisenherde der Piraterie
Somalia                

Das Meer rund um Somalia ist und bleibt für die Schifffahrt das wohl gefährlichste Seegebiet weltweit. Fast die Hälfte aller weltweit verübten Angriffe gingen im vergangenen Jahr laut dem IMB auf das Konto somalischer Piraten – wobei sie auch noch, wie die Bundespolizei See mitteilt, 49 von insgesamt 53 Schiffsentführungen verübt haben. Und während sich die Lage im Golf von Aden deutlich verbessert, hat sich das Einsatzgebiet der Piraten durch sogenannte Mutterschiffe deutlich erweitert und reicht nun bis Kenya, Tansania, den Seychellen sowie in den Indischen und Arabischen Ozean hinein. Und die somalischen Piraten gehen bei ihren Übergriffen auch immer brutaler vor und greifen viel öfter zur Schusswaffe.

Nigeria                

Die Zahl der offiziell registrierten Überfälle vor der Küste Nigerias und im Nigerdelta war im vergangenen Jahr rückläufig – ist nun im ersten Quartal dieses Jahres laut IMB aber wieder angestiegen. Und die Dunkelziffer könnte laut der Bundespolizei See sogar noch höher ausfallen. Rund um Nigeria, besondere in der Nähe des Hafens von Lagos finden zahlreiche gewaltsame Angriffe auf Schiffe sowie Crew-Entführungen statt. Auch auf dem Bonny River muss mit Attacken gerechnet werden. Dabei gehen die Piraten oft gewaltsam gegen die Crew vor, wie das IMB mit Blick auf zahlreiche verletzte Seeleute betont.

Golf von Aden                

Der Golf von Aden war einst gefürchtet bei Seeleuten wegen der vielen Angriffe somalischer Piraten. Das hat sich geändert. Laut IMB ist die Zahl der Angriffe in den ersten drei Monaten von 12 im Vorjahr auf jetzt 10 zurückgegangen. Und tatsächlich entführt wurde auch nur noch ein Schiff. Bereits 2010 waren laut der Bundespolizei See statt 116 Vorfällen 2009 nur noch 53 Übergriffe zu verzeichnen. Das hat vor allem mit der hohen Militärpräsenz der internationalen Gemeinschaft zu tun. Gleich drei Operationen mit bis zu 19 Kriegsschiffen sind in dem Seegebiet aktiv – bei zusätzlicher Unterstützung durch Seeaufklärer, die in Djibouti und auf den Seychellen stationiert sind.

Südchinesisches Meer/Indonesien                

2010 war für die Seefahrt in indonesischen Gewässer ein rabenschwarzes Jahr. Seit 2007 sind nicht mehr so viele Piratenangriffe registriert worden - im Vergleich zu 2009 spricht die Bundespolizei See gar von einer Steigerung in Höhe von 300 Prozent. Die Dunkelziffer durfte laut IMB sogar noch höher liegen. Die Piraten sind dabei vor allem im Südchinesischen Meer, rund um die indonesischen Inseln Anambas, Natuna, Mangkai und Subi  aktiv. Die indonesische Küstenwache hat ihr Engagement gegen die Piraten allerdings deutlich verstärkt, so dass mit einem Rückgang der Piraten-Aktivitäten gerechnet wird.

Bangladesch                

Die See vor Bangladesch gilt unter Experten weiterhin als hochgradig gefährdet durch Piraterie. 2010, so die Bundespolizei See, hat sich die Zahl der Piratenübergriffe von 18 im Vorjahr auf 23 erhöht. Besonders im Fokus: Das Seegebiet rund um die im Südosten Bangladeschs liegende Stadt Chittagong. Dabei sehen es die Angreifer vor allem auf vor Anker liegende Schiffe ab.

Straßen von Malakka und Singapur                

Malaysia wie auch Singapur gehen sehr offensiv gegen Piraten vor. Die Zahl der Angriffe hat sich dementsprechend seit 2005 auch deutlich verringert und stagniert laut der Bundespolizei See auf einem niedrigen Niveau. Dennoch warnt das IMB eindringlich davor, die Gefahr zu unterschätzen - besonders bei nachts vor Anker liegenden Schiffen. Und in Gewässern rund um Malaysia sieht die Lage ja auch schon wieder schlechter aus - Schlepper und kleine Frachtboote werden überfallen, etwa in Nähe der Insel Tioman.

Interaktive GrafikZentren der somalischen Piraterie

Die Piraterie in Somalia ist längst eine Industrie mit geschätzt 1500 Beschäftigten geworden. Die Versorgung und Bewachung gekaperter Schiffe, die Planung und Finanzierung von neuen Angriffen, das Rekrutieren neuer Piraten - für all diese Aufgaben benötigen die Piraten Lager und Operationsbasen. Einige von ihnen sind bekannt, die genauen Standorte sind teilweise immer noch geheim. Handelsblatt Online hat aus verschiedenen Informationsquellen eine kleine Karte wichtiger Piratencamps zusammengetragen.

Piratennester
Laasqorey

Boosaaso

Caluula

Xaafuun

Eyl

Garacat

Hobyo

Harardheere

Interaktive GrafikDie Veränderung der Handelsrouten

Die Angriffe der Piraten beeinträchtigen wichtige Schifffahrtsrouten - die etwa das Mittelmeer und den Indischen Ozean miteinander verbinden. Aber auch der Pendelverkehr zwischen Ostafrika und Indien oder die Tankerrouten Richtung Südafrika sind betroffen. Aus Schutz vor den Piraten lassen Reeder ihre Schiffe inzwischen weite Umwege fahren, die laut der Stiftung One Earth Future Foundation jährlich Kosten in Höhe von 2,4 bis 3 Milliarden Dollar verursachen.

Interaktive GrafikPiratenangriffe dehnen sich aus

Der Golf von Aden war im Jahr 2008 das vielleicht gefährlichste Seegebiet weltweit. Das hat sich durch die vielen Kriegsschiffe der internationalen Gemeinschaft geändert. Im Gegenzug schlagen die Piraten nun mit ihren Mutterschiffen mitten im Indischen Ozean zu. Die Karten des International Maritime Bureau (IMB) zeigen, wo die somalischen Piraten in den vergangenen Jahren zugeschlagen haben - und wie sich ihre Strategie verändert hat.

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